Mysterium Online-Dating

Rund ums Thema Online-Dating ranken sich viele Mythen und Mysterien. Zeit mit den Vorurteilen aufzuräumen. Wie steht es wirklich um den Ruf von Dating-Plattformen? Wie lange halten Internetbeziehungen überhaupt und welche Online-Dating Erfahrungen machen die User konkret? Zerlegen wir den Mythos Online-Dating in seine Einzelteile.

Mysterium Online Dating
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Online-Dating: Die Sache mit dem Image

Online-Dating boomt wie nie zuvor. Wer das nicht so recht glauben mag, braucht bloß einen Blick auf die steigenden Umsatzzahlen von deutschen Dating-Plattformen zu werfen. Erfolg kann man den Singlebörsen also nicht absprechen, aber sind die Online-Partnervermittlungen mittlerweile auch salonfähig?

Machen wir ein kleines Experiment und stellen wir uns folgendes Szenario vor: Ein Kumpel erzählt dir, dass er per Online-Dating ein unglaubliches Mädchen kennengelernt hat. Er hat sie bisher zwar noch nicht getroffen, ist sich aber ganz sicher, dass es die ganz große Liebe werden könnte. Und jetzt kommst du: Was sind deine ersten Gedanken? Die Spanne reicht sicher von „Schön für dich.“ über „Ach, du Scheiße.“ bis hin zur angedachten Backpfeife mit rhythmischer Wachrüttel-Gymnastik und einem geschluchzten „Komm zu dir, Junge. Bleib bei uns.“ Vielleicht hegst du auch die Vermutung, dass jenes „unglaubliche Mädchen“ in Wirklichkeit „Uwe“ heißt und sich einen Spaß daraus macht, deinen Buddy zu veräppeln. Also: Wie steht´s so um deine persönlichen Vorbehalte?

Sein wir mal ehrlich: Wem zuallererst solche Gedanken kommen wie „Da kann ja gar nichts schiefgehen.“, „Stürz dich mit Leib und Seele rein, Kumpel.“ oder „Bitte lass mich Trauzeuge werden.“, der ist entweder ein hoffnungslos optimistischer Mensch oder er hat bereits gute Erfahrungen mit Online-Dating gemacht. Vielen Menschen ist die Partnersuche über das World Wide Web aber immer noch ein Mysterium. Dabei hat sich das Image deutlich gebessert. Was vor zwei Dekaden vielleicht noch als ominöser Schmuddelkram, als Chance zum Fremdgehen oder als Partnersuche für die ganz harten Fälle abgetan wurde, wird heute exzessiv beworben und genutzt. Online-Partnerbörsen machen derzeit einen ähnlichen Imagewandel durch wie Nerds: Vor 15 Jahren noch als kuriose Randerscheinung abgetan, sind Comicleser, Star-Wars-Fans und blasse „Big Bang Theory“-Typen heute beliebter denn je – damals Steve Urkel, heute Hipster. Doch trotz der Erfolgsgeschichte und des positiven Trends: Viele Vorbehalte gegen die Online-Partnersuche gibt es immer noch.

Online-Dating: Zweckoptimismus vs. Skepsis

In den Köpfen vieler Skeptiker spuken nach wie vor negative Stereotype herum, die sich hartnäckig halten. Dabei treten im Zusammenhang mit dem Thema Online-Dating unschöne Assoziationen auf, wie „Stalking“, „Fake-Accounts“, „Heiratsschwindler“, „sexuelle Belästigung“, „Abzocke“, „Datenklau“ oder “Romance Scamming”. Viele Partnerschaftsvermittlungen haben mit dem Ruf zu kämpfen, dass sie Spielplatz für verheiratete Lustmolche sind, die es nur auf eine Affäre abgesehen haben. Und einige meinen, dass solche Plattformen „nur etwas für die ganz hoffnungslosen Fälle“ sind. Diese Aussagen sind vielleicht übertrieben, aber nicht frei erfunden. Die Foren sind voll von solchen Statements und ehrlich gemeinten Fragen, ob andere User schon schlechte Online-Dating Erfahrungen gemacht haben. Die Antworten sind gemischt und reichen von „Mir ist noch nie was passiert.“ bis hin zu „Er war verheiratet, hatte zwei Kinder“. Im Netz tummeln sich sowohl Menschen, die eine ernsthafte Beziehung suchen, genauso wie Betrüger, Fremdgeher und geile Böcke. Ganz wie im echten Leben also. Nur kann man anonymen Schwindlern im Netz vielleicht leichter auf den Leim gehen.

Lassen wir den notorischen Skeptiker auf unserer rechten Schulter zu Wort kommen, müssen wir auch dem engelsgleichen Optimisten auf der linken Schulter Gehör schenken. Ran an den Romanzenspeck: Online-Dating bietet Singles eine einzigartige Plattform, des Austausches an. So verschieden die Singles im Netz auch sind – allen gemeinsam ist die Partnersuche. Hier können sie sich gegenseitig entdecken, kennenlernen und näherkommen – ganz ohne Vorbehalte oder schiefe Blicke. Sie wollen sich verlieben – und warum auch nicht? Warum nicht ein ausgeklügeltes Matching-Verfahren wie das von Parship oder eDarling nutzen, um faule Früchte auszusortieren? Die beste Freundin macht es bei Verkupplungsaktionen nicht anders, oder? Warum nicht auf Hilfsmittel zurückgreifen, wenn es auf dem herkömmlichen Weg oder mithilfe von trendigen Single-Events nicht funktioniert? Lassen wir den Zweckoptimismus-Engel auf unserer linken Schulter ungestört mit dem Skepsis-Bengel auf der rechten Schulter raufen und zanken. Nehmen wir uns lieber die harten Fakten vor. Welche Erfolgsquoten können Online-Partnerbörsen verbuchen?

Erfolgsquoten: Werbeversprechen vs. Nackte Zahlen

Kaum zu glauben, aber die meisten Partnerbörsen werben mit stark wachsenden Mitgliederzahlen und immens hohen Erfolgsquoten. Doch angemeldete Singles sind nicht automatisch auch aktive Singles. Mit den Mitgliederzahlen beim Online-Dating verhält es sich ganz ähnlich, wie mit einem Fitnessclub. Es gibt viele registrierte Mitglieder, aber nur ein Bruchteil von ihnen kommt regelmäßig vorbei, um im eigenen Saft zu schwitzen und Glückshormone freizusetzen. Die Erfolgsversprechen der Partnerbörsen scheinen auch kaum brauchbare Informationen auszuspucken, denn viele Angaben beruhen vorwiegend auf Befragungen der eigenen Mitglieder. Zudem sind einige Werbeversprechen so schwammig formuliert, dass man kaum etwas damit anfangen kann. Slogans wie „100%ige Trefferquote“ und „Erfolgreiche Vermittlung dank unfehlbarem Matching-Verfahren!“ klingen zwar vielversprechend, sind aber in etwa so aussagekräftig wie der Wetterbericht für die übernächste Woche.

Wie sehen also die nackten Zahlen unabhängiger Quellen aus? Wie viele deutsche Singles nutzen Dating-Plattformen tatsächlich aktiv für die Partnersuche? Und wie viele von ihnen konnten über Online-Singlebörsen einen neuen Partner kennenlernen? Laut der Studienreihe “Der Online-Dating-Markt 2013-2014” vom Singlebörsen-Vergleich tummelten sich 2013 ganze 8,1 Millionen deutsche Nutzer aktiv auf kostenpflichtigen Online-Partnerbörsen. Die Zahl entspricht in etwa der Gesamtbevölkerung Israels – oder der Summe der deutschen Fernsehzuschauer, die sich 2017 freiwillig das Finale vom European Song Contest angetan haben. Es schwimmen also viele Fische im deutschen Online-Dating-Teich, aber wie sieht es mit den Erfolgschancen und Trefferquoten aus? Die Antwort: Gar nicht so übel. Online-Dating scheint tatsächlich zu funktionieren: Einer deutschen Studie des Bundesverbandes für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) zufolge konnte sich 2014 jeder dritte User einen Partner über eine Dating-Plattform angeln.

Das Fazit fällt also durchaus positiv aus. Unser Optimismus-Engel hat triumphiert und den Skepsis-Bengel erfolgreich von der Schulter geschubst. Online-Dating wird von vielen Singles genutzt und kann tatsächlich bei der Anbahnung einer Partnerschaft behilflich sein. Der ruppige, kleine Boxer liegt zwar am Boden, ist aber lange noch nicht ausgezählt: Wie steht es um die Langlebigkeit von digital eingeleiteten Bekanntschaften? Haben Beziehungen über Online-Partnerbörsen tatsächlich eine Chance?

Wie lange halten Internetbeziehungen?

Die Chance, dass eine Online-Bekanntschaften zu einer echten Partnerschaft wird, steht gar nicht so schlecht. Jetzt muss die Beziehung nur noch halten. Sind beide Parteien glücklich und zufrieden, sind die Grundvoraussetzungen schon einmal gegeben. Wie steht es also um das Wohlgefühl in deutschen Internetbeziehungen? Einer Studie des Forschers Professor Doktor Manfred Hassebrauck zufolge sind per Online-Partnerbörsen „gematchte“ Paare „im Durchschnitt signifikant glücklicher“ und bestätigen in Befragungen „eine höhere Beziehungszufriedenheit.“ Dass der renommierte Sozialpsychologe der Universität Wuppertal parallel zu seinen Studien auch als Kolumnist und Beziehungstest-Entwickler für die Online-Datingplattform LoveScout24 (ehemals Friendscout24) tätig ist, hinterlässt allerdings einen faden Beigeschmack. Die Voraussetzungen für eine lange Partnerschaft sind demnach gegeben. Aber halten Internetbeziehungen auch genauso lange wie andere Beziehungen?

Testbericht zu LoveScout24.de über 1 Million Mitglieder

  • Sehr seriöse Singlebörse
  • Viele registrierte Mitglieder
  • In kürzester Zeit viele neue Kontakte und Freundschaftsanfragen
  • Großes Angebot an Single-Events, Veranstaltungen und Single-Reisen
  • Unterhaltsame Features: „Dateroulette“, “Gefällt mir”-Button, "Lächeln"
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  • Singlebörse mit großem Spaßfaktor

Einer Studie der University of Chicago zufolge, kommen Online-Partnerschaften häufiger über das sogenannte verflixte siebte Jahr hinaus als Beziehungen, die sich „off-line“ angebahnt haben. Damit sollen Internetbeziehungen länger halten als herkömmliche Partnerschaften. K.o. für den Skepsis-Bengel? Nicht ganz. Der hartnäckige Zweifler spuckt einen Zahn in die Ecke und richtet sich langsam wieder auf. Tatsächlich steht die oben erwähnte Untersuchung in der Kritik. Die Studie wollte erforschen, inwieweit Lebensgemeinschaften das siebte Jahr überdauern – faktisch gesehen waren die befragten Teilnehmer mit den längsten Ehen gerade aber einmal sieben Jahre miteinander verheiratet. Da steht er wieder wie eine Eins, der kleine Querulant von der rechten Schulter.

Vielleicht sollten wir uns andere Quellen zur Langlebigkeit von Internetbeziehungen vornehmen. Einer Studie der Michigan State University folgend fällt die Trennungsquote bei Online-Paaren deutlich höher aus, als bei Paaren, die sich „offline“ kennengelernt haben. Während sich der Optimismus-Engel von der Menge bereits frenetisch feiern lässt, stapft unser Skepsis-Bengel ungesehen auf den Champion zu. Bei der Befragung von 4.002 Probanden kam zudem heraus, dass die Partnersuche per Dating-Plattform deutlich länger dauerte, als bei der „herkömmlichen“ Partnersuche. Boom! Der Bengel drischt wieder auf den Engel ein.

Was haben wir daraus gelernt? Die Langlebigkeit von Internetbeziehungen ist ein schwieriges Thema, das sich nicht so einfach über einen Kamm scheren lässt. Es gibt weltweit zahlreiche Studien zum Thema – einige bescheinigen den Internetbeziehungen eine lange Dauer, andere zweifeln die Beständigkeit an. Ein weiteres Problem: Im Vergleich zum steinalten Konzept der konventionellen Partnersuche ist Online-Dating noch ein junges Küken. Bengel und Engel werden sich wohl weiter kabbeln müssen, bis es in 10 bis 20 Jahren wirklich aussagekräftige Langzeitstudien und umfangreiche Ergebnisse über die Beziehungsdauer bei Online-Paaren geben wird. Lassen wir die Wissenschaft hinter uns – jetzt wird’s emotional. Welche Erfahrungen zum Online-Dating bietet das Internet?

Extreme Online-Dating Erfahrungen – Romanze vs. Horrorgeschichte

Das Internet macht´s einfach. Wer wissen will, welche Erlebnisse User bei der Online-Partnersuche machen, muss nur einen Rundum-Blick ins Netz werfen und die Suchmaschine ankurbeln. Die Google-Suche nach „Online Dating Erfahrung“ fördert immerhin ganze 478.000 Ergebnisse zu Tage (Stand: August 2015). Zum Vergleich: Die Suche nach „Komasaufen Erfahrung“ spuckt gerade einmal 48.100 Ergebnisse aus. Die Schlagworte „Seidenmalerei Erfahrung“ kommen immerhin noch auf eine Summe von 54.500. Was sagt uns das? Komasaufen und Seidenmalerei sind out, willkommen im Zeitalter des Online-Datings. Wo viel gehobelt wird, da fällt natürlich Insider-Späne. Und so sind die Foren, Internet-Ratgeber und Blogs voll von persönlichen Erfahrungen und experimentellen Selbstversuchen.

Das Spektrum der Online-Dating Erfahrungen reicht von filmreifen, honigsüßen „Dirty Dancing“-Geschichten bis hin zu Dramen im Stil von „Titanic“, wollüstigen Coming-of-Age-Komödien wie „Eis am Stiel“ oder Horror-Erlebnissen wie in „Scream“. Was haben diese Filme mit Online-Dating zu tun? Die Erfahrungen sind die gleichen. Da haben wir mit „Dirty Dancing“ auf der einen Seite ein durchs Leben tänzelndes Paar, das sich gegen sämtliche Widrigkeiten und alltägliche Vorurteile behauptet. Auf Skeptiker und Stirnrunzler, weil sich die beiden Online kennengelernt haben, kontert der Held nur mit einem theatralischen „Mein Baby gehört zu mir!“ Die andere Seite wartet mit Negativbeispielen auf: In „Titanic“ verschwindet das Objekt der Begierde auf Nimmerwiedersehen im Atlantik. Doch damit nicht genug: Der Mistkerl reagiert weder auf Anrufe noch auf sehnsuchtsvolle Mails – er hätte ja wenigstens den Anstand haben können, klare Ansagen zu machen. Die Filmreihe „Eis am Stiel“ wartet mit einer Horde pubertärer, notgeiler Lümmel auf, die nur eine Mission haben: Röcken hinterher zu geifern und Betttrophäen zu jagen, um sich hinterher in der Sportumkleide über die Größe und Form der „Melonen“ auszulassen. Der Horrorfilm „Scream“ zeigt eine besonders dunkle Seite des Online-Datings: Freak verfolgt Opfer, obwohl dieses nun echt mehrfach klargestellt hat, dass es null Interesse hat. Aber der Stalker ist hartnäckig und eindeutig Beratungsresistent.

Wer im Netz nach persönlichen Erfahrungen zum Thema Online-Dating wühlt, wird definitiv fündig. Aber sein wir mal ehrlich: Was im Kopf bleibt, sind die Hollywood-Romanzen und die Horrorgeschichten. Da verhält es sich ganz ähnlich wie beim Krankheitssymptome-Googeln. Unsere Erwartungen bewegen sich zwischen den Extremen: Das Symptom der Übelkeit kann entweder als „Jackpot! Endlich Schwanger.“ ausgelegt werden oder als „Oh mein Gott, ich werde an Cholera sterben.“ Wir neigen einfach dazu, Grenzfälle auf uns selbst zu projizieren – Mittelmäßigkeit und Durchschnitt werden dabei gerne links liegen gelassen. Bei der Netzsuche sollte man weder die glitzernden Happy-End-Geschichten noch die Horrorszenarien auf sich selbst beziehen, sondern lieber seine eigene Erfahrung machen. Du wirst bei der Online-Partnersuche weder eine Wassermelone tragen, wenn du deinem „Dirty Dancer“ das erste Mal begegnest, noch wirst du mutterseelenallein auf einer schwimmenden Tür im weiten Ozean herumgondeln, während sich dein Romeo zusammen mit der Titanic aus dem Staub oder auf den Weg zum Meeresgrund macht. Schreib lieber deine eigene Geschichte und spiel selbst die Hauptrolle.

Online-Dating Erfahrungen aus erster Hand

Ich seh schon, du willst es wirklich wissen und aus dem vollen Erfahrungsschatz verschiedener User schöpfen. Na gut, ich gebe nach. Damit die Berichterstattung aber nicht zu einseitig ausfällt, werden gleich drei Sichtweisen geboten. Lange suchen musste ich nicht, da sich ehemalige „Online-Dater“ in nahezu jedem Freundeskreis tummeln – auch in meinem. Und garantiert auch in deinem – fragen lohnt sich also. Wer übrigens wissen möchte, wie die verschiedenen Dating-Seiten im Handling, in punkto Kosten, Datensicherheit und Seriosität abschneiden, kann einen Blick in unsere detaillierten Testberichte werfen. Jetzt widmen wir uns aber erst einmal den Erfahrungsberichten.

Insider 1: Scream am Stiel

Eine Bekannte von mir hat es hart getroffen, obwohl alles so schön anfing. Laura* tummelte sich noch nicht lange auf der Online-Partnerbörse Dating Cafe als sie Julian* kennenlernte. Beide kamen aus norddeutschen Provinznestern, waren sportlich, gingen gerne feiern und das sogar in denselben Clubs. Nach ein paar Nachrichten wechselten die beiden ihre ICQ-Nummern aus – nach einer Phase von nächtelangen Chats dann auch bald ihre Telefonnummern. Laura war im siebten Himmel. Ein Treffen konnte schnell, unkompliziert und zwanglos verabredet werden, suchte man am Wochenende doch die gleichen Locations auf. Julian wurde von den Freundinnen (einschließlich mir) für nett und schnuckelig befunden, was Laura echt beruhigte. Beim nächste Treffen gingen die beiden Eisessen und anschließend spazieren. Es dauerte gerade einmal ein paar Sekunden, bis Julian seine Hand lässig in Lauras Po-Tasche deponierte. Laura schlug die Hand weg, Julian wurde ungehalten, aber beruhigte sich schnell wieder. Als die beiden sich verabschiedeten, stopfte Julian der verdutzten Laura seine Zunge in den Rachen. Als sie ihn von sich stieß, verstand er die Welt nicht mehr, wurde laut und nannte sie prüde. Warum sonst sollte sie auf Dating-Plattformen unterwegs sein, wenn nicht für Sex? Laura verabschiedete sich und reagierte nicht mehr auf Kontaktaufnahmen. Julian ließ nicht locker und versuchte es mehrere Wochen. Eines Abends wartete er vor dem Club, in den beide gelegentlich gingen. Lauras Kumpels konnten ihn verscheuchen, aber er versuchte es noch ein paar Mal. Julian entpuppte sich für Laura als notgeiler „Eis am Stiel“-Lümmel, der im Nachhinein auch noch zum „Scream“-Stalker wurde. Seit dieser Geschichte hat Laura Singlebörsen gemieden.

Testbericht zu Datingcafe.de über 1,7 Millionen Mitglieder

  • Hohe Datensicherheit und wenige Fake-Profile
  • Sehr viele registrierte Mitglieder
  • Großer Ratgeber-Bereich "Cafeteria"
  • Große Auswahl an Single-Events und Single-Reisen
  • Viele Features: "Sympathieklick", "Frage der Woche" und "3 Fragen"
  • Kurze Mindestlaufzeitdauer: 3 oder 6 Monate möglich

 

Insider 2: Der unverhoffte Glückstreffer

Mit Online-Dating hatte mein Kumpel Jonas* eigentlich nie viel am Hut. Er ist eher der alternative Typ – steht auf gute, handgemachte Musik, Comics, Science Fiction, Reisen und alles, was alt und Retro ist. Jonas fällt aus dem Rahmen, ist witzig, clever, urban, manchmal kauzig und dabei immer stilsicher. Eine gutaussehende, leicht nerdige Type eben. Sein bester Buddy trieb sich allerdings regelmäßig auf kostenlosen Dating-Plattformen herum – einfach weil es Spaß macht und ein netter Zeitvertreib für verkaterte Sonntagnachmittage ist. Jonas meldete sich auf Drängen seines Kumpels hin auch an. Nach einiger Zeit lernte er dann Anne* kennen. Die beiden sind etwa im gleichen Alter, stehen auf die gleichen Serien und Filme, die gleiche Art von Musik, haben zu vielen Themen die gleiche Meinung und wohnen in der gleichen Stadt. Jackpot also. Fürs erste Treffen stand eigentlich ein entspannter Bummel über einen alternativen Markt auf dem Plan. Tatsächlich quatschten sich die beiden direkt an Ort und Stelle so fest, dass sie ihr Gespräch bald auf die benachbarte Wiese verlagerten und sich stundenlang miteinander unterhielten. Jonas und Anne lernten sich über die Zeit immer besser kennen und stellten bald fest, dass es einfach passt. Mittlerweile sind die beiden seit einiger Zeit glücklich zusammen und vertrauen sich sämtliche Geheimnisse an. Schaut man sich die beiden kommunikativen, bunten Großstadtvögel so an, käme man nie auf die Idee, dass sie sich über eine Dating-Plattform gefunden haben. Und trotzdem: Falls die beiden gefragt werden, wie sie sich kennengelernt haben, wollen sie erzählen, dass sie sich zum ersten Mal auf einer nerdigen Convention begegnet sind und nicht auf einer Dating-Seite. Vielleicht ist Online-Dating doch noch nicht so gesellschaftsfähig wie Comics, Nerds, Hippstertum oder Modeikonen à la Steve Urkel?

Insider 3: Die goldene Mitte

Wir haben gesehen, wie es nicht funktioniert und wir haben gesehen, wie man per Online-Dating einen passenden Partner finden kann. Fehlt nur noch eine Sichtweise für die goldene Mitte. Hier kann ich selbst einspringen. Lang ist´s her, vermutlich irgendwann Anfang der 2000er als Handys noch keine Smartphones waren, sondern eher kleinen Backsteinklumpen ähnelten, als Google Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte und die bauchfreie Mode sich glücklicherweise so langsam verabschiedete. Warte, ist das nicht gerade wieder modern? Online-Dating war jedenfalls noch jung und unkompliziert. Meist bestand es aus schlichten Profilen, schmucklosen Chats oder einfachen Profilbildern. Heutzutage ist die richtige Profilgestaltung eine Wissenschaft für sich. Die ausgeklügelten Matching-Logarythmen bestanden teilweise noch aus der Gegenüberstellung von zwei Bildern, aus denen man das „nettere“ anklicken konnte. Hat man sich später noch einmal für das gleiche Foto entschieden, wurde das Kind dann auf den Namen „Match“ getauft. Wenn man es so will, sind die frühen Matching-Systeme nichts anderes als Tinder – wobei es damals nicht primär ums Treffen und praktizierten Schweinkram ging.

Online-Dating war aufregend und eine ganz neue Art der Interaktion. Die beste Freundin hat mich gelockt. Sie wollte nicht allein ins gelobte fremde www-Land. Hach ja, zu der Zeit war Internet wirklich noch Neuland. Ich ließ mich nicht lumpen, war neugierig und hatte eine gute Zeit. Es hat einfach Spaß gemacht. Eine Seite hat bald nicht mehr gereicht und so meldeten wir uns bei den unterschiedlichsten Anbietern an. Aus den unschuldigen Flirts hat sich nie was Ernsthaftes entwickelt. Einmal habe ich mich mit einem Typen getroffen – aber auch nur, weil er gerade in der Gegend war und ich nichts Besseres zu tun hatte. Es war nett. Aber der Reiz des Unbekannten ist doch ein anderer. Ich hatte Spaß an der Sache – nicht mehr und nicht weniger. Ich habe nette Leute kennengelernt, mit denen ich noch eine ganze Weile lang per Mail Kontakt pflegte. Es war keine verlorene Zeit, es war eher ein Ausflug auf den digitalen Abenteuerspielplatz, der sich für den Moment gelohnt hat.

Die meisten Dinge sind weder schwarz noch weiß. Mein sehr früher Ausflug ins Online-Dating war grau. Gebracht hat er nichts, außer Spaß – und das war, was ich wollte. Jeder Netz-Schatzsucher macht andere Online-Dating Erfahrungen. Der Optimismus-Engel auf der linken Schulter und der Skeptiker-Bengel auf der rechten Schulter werden sich daher wohl bis in alle Ewigkeit kloppen. Es gibt konventionelle Puristen, die den direkten Kontakt in der Bar bevorzugen, und es gibt Romantiker, die ihrem Liebesglück auf die Sprünge helfen möchten. Jedem das Seine, solange er damit glücklich wird. Die Hauptsache ist, was du draus machst.

(*) Sämtliche Namen wurden geändert.