Romance Scamming

Davor haben wir alle Angst: Sich online zu verlieben und dann auf eine Schwindlerin oder einen Betrüger hereinzufallen. Das Stichwort heißt „Romance Scamming“. Hier erfährst du, wie die Betrüger vorgehen und wie du dich schützen kannst.

Macho mit Lippenstift-Abdrücken im Gesicht
© Fotolia

Ein Klick, ein Foto, ein paar Mal gechattet und schon kribbelt es. Du kommst ins Schwärmen. Er ist ein Traummann: Attraktiv, klug, gebildet. Volltreffer. Deine Gedanken schweifen permanent ab und du möchtest so schnell wie möglich ein Treffen. Er scheint deine Gefühle zu erwidern – was für ein Glück – scheinbar. Doch der Schein trügt. Alles gelogen, alles erfunden, um an Geld zu kommen. Zurück bleiben Opfer – enttäuscht, verletzt, gedemütigt.

So ergeht es erschreckend vielen Menschen in Deutschland. Allein im Jahr 2014 waren es ca. 8.000 Opfer, die auf Scamming hereingefallen sind. In den USA gibt es die meisten gemeldeten Betrugsfälle, gefolgt von Großbritannien, Japan und Deutschland. Die Dunkelziffer liegt jedoch viel höher, denn meist schämen sich diejenigen, die auf den Betrug hereingefallen sind und sprechen nicht darüber.

Was wollen „Romance Scammer“?

Na, was wohl? Meistens Geld. Die Liebesbetrüger schrecken oft vor nichts zurück, um Gefühle zu heucheln. Es geht darum eine emotionale Bindung zu erzeugen, um dann die Hilfsbereitschaft ausnutzen zu können. Wenn das gelingt, ist ihr Ziel erreicht. Wenn sie merken, dass nichts mehr zu holen ist, dann sind sie weg, nicht mehr auffindbar. Nicht selten sind es organisierte Banden, die insbesondere Frauen die große Liebe vortäuschen. Eine Masche mit Erfolg: Eine Frau aus den USA hat erst kürzlich zugegeben, ihrem „Freund“ aus dem Netz innerhalb ihrer 17-monatigen  „Beziehung“ ca. 1,4 Millionen US-Dollar überwiesen zu haben.

Es gibt aber auch Einzelfälle, bei denen es den Betrügern nicht um Geld geht. Die selbständige Kommunikationsdesignerin und Texterin Victoria Schwartz wurde Opfer eines sogenannten „Real Fake“. Hier lesen Sie Ihre Geschichte.

Wie gehen die Betrüger vor?

Laut der Kriminalpolizei geben sich männliche „Romance Scammer“ als gebildete Männer aus, beispielsweise als Architekten, Ingenieure oder Ärzte. Auf den Profilbildern sieht man oft sehr attraktive Männer. Was das Opfer nicht ahnt: Die Profile sind gefälscht und die Fotos meistens gestohlen. Oft stehen hinter den Betrugsversuchen organisierte Banden, die aus anderen Ländern kommen.

Weibliche Scammer geben sich eher als Lehrerinnen, Krankenschwestern oder Ärztinnen aus. Auffällig auch die Frauen sind auf den Bildern sehr attraktiv und locken mit ihrem Aussehen. Ihre Opfergruppe sind ältere Männer.

So gehen “Scammer” vor:

Phase 1: Der erste Kontakt

Zuerst wird das Opfer auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder in Dating-Onlineportalen kontaktiert. Der Scammer schickt dir eine persönliche Nachricht. Dann findest du eine neue Nachricht in deinem Nachrichteneingang: „Hey Sweetie, how are you doing?“ oder „You are beautiful“. So oder so ähnlich beginnt oft die Konversation.

Vor allem alleinstehende Frauen in den 40ern und 50ern sind das Ziel von “Scammern”. Die Betrüger hoffen, dass sich die Damen durch die Komplimente geschmeichelt fühlen. Die bevorzugte Gruppe von weiblichen Scammern sind dagegen meist wohlhabende, alleinstehende Männer.

Warnsignal: Häufig wird versucht, die Konversation in Chats oder auf einen E-Mail-Austausch außerhalb der Partnerbörse zu verlegen.

Phase 2: Emotionale Bindung

Ihr fangt an, zu chatten. Der Scammer macht dir Komplimente, ist charmant und wirkt seriös. Er ist verlässlich, achtet auf verabredete Zeiten und begeistert dich meist mit einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte. Du kannst dein Glück kaum fassen, so einen perfekten Menschen gefunden zu haben, der sich scheinbar wirklich für dich interessiert.

Dann folgt der erste Anruf und der zweite. Nicht lange und ihr telefoniert täglich. Somit baut der Betrüger Nähe auf. Über die Nähe kommt das Vertrauen. Relativ schnell sagt er: „I love you“. Und die Aussage zeigt Wirkung. Der Betrüger wird langsam zu einem wichtigen Bestandteil im Leben seines Opfers. Obwohl du ihn noch nie gesehen hast.

Phase 3: Die Abzocke

Die „Fernbeziehung“ geht schon eine Weile. Der Scammer hat sein Opfer eingewickelt. Er macht den Vorschlag, dich zu besuchen, damit ihr euch endlich live treffen könnt. Doch kurz vor dem geplanten Treffen kommt ganz plötzlich etwas dazwischen. Er sagt, dass er sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet oder dass es bei der Ausstellung seines Visums Probleme gibt. Er bittet dich, ihm in dieser schwierigen Zeit zu helfen und zwar mit Geld.

Oft fallen Sätze wie: „Hilf mir, ich bin in Not“ oder „Du bist kein wahrer Freund, keine guter Mensch“. Die Betrüger zielen auf Hilfsbereitschaft oder schlechtes Gewissen.

Hat der Betrüger Erfolg, dann verschwindet das Geld und die vermeintliche große Liebe gleich mit. Natürlich nicht, bevor das Opfer so lange gemolken wurde, bis kein Geld mehr fließt.

Wie kann ich mich schützen?

Erstmal die Erkenntnis, dass auch du selbst Opfer werden könntest. Wähle deinen potenziellen Partner sorgfältig aus. Was heißt das? Die meisten haben wohl schon Freundschaftsanfragen von völlig Fremden bekommen. Es wäre von Vorteil wenigstens, Freunde der Freunde zu kennen. Auch wenn das nicht komplett vor dubiosen Anfragen schützt, wie ein Kollege erfahren durfte.

Es ist hilfreich sich erstmal das Profil genau anzuschauen. Wir haben einige Tipps gesammelt, die das Erkennen von Betrügern erleichtern.

Gesunder Menschenverstand

Da geht es erstmal um den viel beschworenen gesunden Menschenverstand. Das ist gar nicht so leicht, wenn Gefühle im Spiel sind. Aber häufig genug meldet sich rechtzeitig ein kleiner Mann im Ohr, der von dem gefühligen Bauch übertönt wird. Deshalb genau hinhören, oft ist schon deutlich wahrzunehmen, dass etwas nicht stimmt. Auch hier nochmal Tipps von Victoria Schwartz zu dem Thema.

Check das Profil

Nimm das Profil genau unter die Lupe.

  1. Wie lange gibt es das Profil schon? Wurde es erst vor einigen Tagen erstellt? Bei älteren Profilen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie echt sind.
  2. Gibt es widersprüchliche Fakten? Achte darauf, wie er sich präsentiert und vergleiche die Fakten, die er über sich erzählt hat.
  3. Wie viele Profilbilder sind sichtbar? Er hat nur ein einziges Profilbild? Dann bitte darum, dir weitere Fotos zu schicken.
  4. Um sicherzustellen, dass es sich bei den Gesprächen um die gleiche Person handelt, bitte ihn ruhig öfter (und eventuell an verschiedenen Uhrzeiten), das Gespräch per Webcam zu führen. Wenn er vorgibt, keine Kamera zu haben, kannst du ihn bitten, in ein Internetcafé zu gehen. Wenn du ihn live und in Farbe auf dem Schirm hast, kann es nicht schaden einen Screenshot von ihm zu machen.

Gefühlscheck

Romance Scammer sagen relativ schnell, dass sie dich lieben. Sie überspringen die Phase der Verliebtheit und wollen gleich ihr Leben mit dir teilen, dich manchmal sogar heiraten.

  1. Versuche objektiv zu bleiben, auch wenn die Schmetterlinge im Bauch flattern. Ein bisschen gesunder Menschenverstand kann dabei nicht schaden. Was würdest du einem Freund in so einer Situation raten? Was raten dir deine Freunde?
  2. Vielleicht fühlt es sich richtig an nach 10 SMS “I love you” zu schreiben. Was würde deine Mama sagen?
  3. Ein Heiratsantrag nach gefühlten 50 SMS fühlt sich vielleicht richtig an, aber was würde dein Papa sagen?
  4. Nach 100 SMS 10.000 Euro zu überweisen, fühlt sich vielleicht toll an, aber was würde dein Steuerberater sagen, die im Zweifel Papa oder Mama heißen.

Lieber Partnerbörsen nutzen

  1.   Eine etwas größere Sicherheit bieten Partnerbörsen, wie eDarling, Parship oder Academic Partner. Hier sollte man auf verifizierte Accounts achten. Damit wollen die Partnerbörsen die Echtheit der Personen sicherstellen.
  2.   Viele Betrüger schrecken kostenpflichtige Partnerbörsen ab, sie wollen schließlich Geld verdienen. Ein kompletter Schutz ist das aber nicht.

Testbericht zu eDarling knapp 3 Millionen Mitglieder in Deutschland

  • Geprüfte Mitgliederprofile (zusätzliche Identitätsprüfung möglich)
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Vorsicht beim Thema Geld

Die Frage nach dem Geld ist der Knackpunkt. Sei auf der Hut, wenn Forderungen auftauchen:

  1. Häufig werden Gründe konstruiert, um an das Geld zu kommen. (Geld für Visum, Reise oder Arzneimittel)
  2. Gib auf keinen Fall sensible Daten wie deine Adresse, deine Bank- oder Kreditkartendaten heraus, das können die Betrüger verwerten.
  3. Vorsicht: Einige Betrüger haben es auf deinen Pass abgesehen, um ihre Papiere zu fälschen. Schicke deinem vermeintlichen Partner deshalb nie eine Kopie deines Personalausweises.
  4. Gib nicht zu viel von dir preis, auch wenn ihr schon einige Zeit telefoniert habt.

Romance Scamming – Wo finde ich Hilfe?

Du hast ein Fake-Profil entlarvt, dir klebt ein Romance Scammer an den Hacken oder du wurdest Opfer einer großangelegten Abzocke? Bei der Polizei gibt es weitere Infos zum Thema Romance Scamming, Internetbetrug und Fake-Profile.