Warnung: Der folgende Text kann Spuren von Schwermut enthalten und nässende Augen verursachen.
Seitensprung – Ich bin fremdgegangen
Ich habe das weder gewollt noch geplant. Es ist einfach passiert. Und es ist, was es ist – das ist mir klar. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich mal zum Fremdgeher werde. Ich könnte jetzt die üblichen Floskeln herunter beten: Ich brauchte Bestätigung. Ich brauchte Wertschätzung. Und ich brauchte Nähe. Unsere Beziehung ist funktional geworden. Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat, aber irgendwann hast du dich von mir entfernt – menschlich, emotional und körperlich.
Mein Seitensprung ist zu unserem Problem geworden. Tatsache ist, dass die Ursache des Problems aber nicht ich alleine bin, sondern wir. Seit einiger Zeit funktionieren wir nur noch nebeneinander her. Ich habe versucht, mit dir darüber zu sprechen und konnte dich nicht einmal mit einem Streit aus der Reserve locken. Ich war regelrecht darauf versessen, irgendeine Art der Emotion aus dir herauszukitzeln. Eine Partnerschaft beinhaltet eben Geben und Nehmen. In Sachen Innigkeit war ich die treibende Kraft und du nur noch Konsument. Mein Seitensprung war zweifellos egoistisch. Du warst allerdings genauso selbstbezogen und hast dich völlig abgeriegelt. Sex ist nicht alles, das ist klar – aber er ist wenigstens irgendeine Art der Nähe.
So stumpf es jetzt auch daherkommt – ein Gutes hatte der Seitensprung: die Konfrontation mit unserem Problem und die erzwungene Kommunikation. Endlich reden wir wieder miteinander. Ich bin sogar für deine Wut dankbar. Denn das zeigt, dass ich dir nicht völlig egal bin.
Was mir daran missfällt, ist deine Rolle als Heiliger. Mehr als mich dauernd zu entschuldigen oder dir meine Wertschätzung, Liebe und Reue zu zeigen, kann ich nicht. Und ich bereue es wirklich. Ich befürchte, dass wir nie wieder zur Ruhe kommen werden. Und ich habe Angst vor dem Moment, wenn ich das erste Mal eine halbe Stunde zu spät von der Arbeit komme und ich mich von dir fragen lassen muss, wo ich war. Vielleicht habe ich das ja verdient. Aber hast du verdient, auf ewig ein Ass im Ärmel zu haben? Ich bin kein schlechter Mensch – aber dein strafender Blick macht mich zu einem. Ich habe dir das alles übrigens nicht gebeichtet, um mich selbst wieder im Spiegel ansehen zu können, sondern weil ich ehrlich zu dir sein wollte. Ehrlichkeit war das, was uns lange Zeit gefehlt hat.
Ich bin jetzt nicht in der Lage, etwas einfordern zu dürfen – das weiß ich. Also setze ich (wie sonst auch) auf klare Ansagen und erhoffe mir den Rollentausch: dieses Mal du als Geber, ich als Nehmer.
Alles was mir bleibt, ist dir nochmals zu sagen, dass es mir leid tut und dass es ein Fehler war. Jeder hat das Recht darauf, Fehler zu machen. Manchmal merkt man eben zu spät, was man verliert.
Mein Seitensprung resultierte vielleicht aus übersteigerter Selbstliebe. Aber sein wir mal ehrlich: Ich brauchte mal wieder irgendeine Art der Liebe, weil du sie mir verwehrt hast.
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