Altersunterschied

Ein großer Altersunterschied ist bei Partnerschaften von heute kein Thema mehr – oder doch? Wie ist der durchschnittliche Altersabstand in deutschen Beziehungen? Womit haben Sugardaddys, Cougar-Frauen und Toy-Boys zu kämpfen? Und wie wirkt sich ein großer Altersunterschied auf die Beziehung aus? Hier findest du Antworten.

Junge Frau und älterer Mann trinken Wein.
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Die Sache mit dem Altersunterschied

Der Gesundheits-Check beim Hausarzt steht an. Im Wartezimmer darf ich endlich allen hämischen Anprangerungen zum Trotz sämtliche Klatschblätter der Lesezirkel-Auslage wälzen. Hier sieht mich ja keiner. Was haben wir denn da? Aha, Ex-Playboy-Bunny Holly Madison hat eine Biografie herausgebracht, in der sie den Sex mit Hugh Hefner als bloße „Routine“ bezeichnet, den man lieber schnell „hinter sich bringt“. Und bei Vorzeige-Latina Jennifer Lopez und ihrem 18 Jahre jüngeren Lover Casper Smart (so heißt doch keiner) sollen bald die Hochzeitsglocken läuten.

Was dem sensationslüsternen Leser in solchen Artikeln immer wieder begegnet, sind Begriffe wie Sugardaddy (deutsch: Zucker-Papa) und Toy-Boy (deutsch: Spielzeug-Junge). Was haben die High-Society-Experten bloß immer mit diesen Altersunterschieden? Für Hugh Hefner ließen sich doch auch andere nette Zuschreibungen finden: Playboy-Chef, Jazzfan, Morgenmantel-Bohemian, Weltkriegsveteran oder Sponsor des „Y“ im Hollywood-Schriftzeichen. Der Tänzer Casper Smart (der heißt doch nicht wirklich so, oder?) ist sicher mehr als J-Los Toy-Boy. Aha, seht ihr? Die Google-Suche im Wartezimmer spuckt aus, dass er obendrein Gelegenheitsschauspieler ist und in Wirklichkeit „Beau Casper Smart“ heißt. (Das ist ja… ein noch viel schlimmerer Name. Der arme Kerl.)

Woher also das große Interesse an reichen, älteren Sugardaddys und attraktiven, jüngeren Toy-Boys? Leben wir nicht in einer aufgeklärten Gesellschaft, in der das Alter in Beziehungen keine Rolle mehr spielt? Oder sind einige Jahre Altersunterschied zwischen den Partnern immer noch ein Tabu? Wo wir schon einmal hier sind und auf meinen Gesundheits-Check warten müssen, können wir die Zeit auch nutzen und den Fragen auf den Grund gehen. Machen wir den Altersunterschied-Check.

Altersunterschied – Was ist normal?

Die Frage, ob ein großer Altersunterschied zwischen zwei Partnern immer noch ein gesellschaftliches Tabu oder längst salonfähig ist, lässt sich nicht so schnell beantworten. Gehen wir das Ganze also strukturiert an – ganz wie bei einem Gesundheits-Check. Wo liegt der Durchschnitt? Sind die gesellschaftlichen Konventionen genetisch begründet? Und inwieweit deckt sich ein traditioneller Altersunterschied mit unserem biologischen Erbe?

Altersunterschied – Was ist der Durchschnitt?

Fakten auf den Tisch: Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes lag der Altersunterschied bei deutschen Paaren im Jahr 2012 bei rund 4 Jahren. Gerade einmal 6 Prozent aller Befragten gaben an, dass der Abstand 10 Jahre oder mehr betrug. Ein paar Jahre sind also völlig normal. Alles, was darüber hinaus geht, scheint irgendwie nicht der Norm zu entsprechen. Das beweist auch die automatische Vervollständigung in der Google-Suche. Gibt man den Begriff „Altersunterschied“ ins Suchfeld ein, schlägt Google direkt das Schlagwort „Altersunterschied Rechner“ vor. Was sagt uns das? Zum einen scheint die Frage nach dem Altersunterschied die Nutzer von heute wirklich zu beschäftigen. Warum sonst möchten sie wohl den Abstand kalkulieren? Zum anderen können wir davon ausgehen, dass es in Deutschland scheinbar extrem viele Mathe-Allergiker gibt, die den Altersunterschied gerne per Internet berechnen, anstatt die Finger zu nutzen.

Google-Screenshot, 17.08.2015

Google-Screenshot, 17.08.2015

Altersunterschied vs. Gesellschaftliche Konventionen

Ein großer Altersunterschied entspricht also weder dem Durchschnitt noch den gesellschaftlichen Konventionen. Immerhin ist das Netz voll von Ratgeber-Artikeln und Studien zum Thema. Wären 30 Jahre Abstand ganz normal, dann gäbe es die besagten Texte (diesen hier eingeschlossen) oder die wissenschaftlichen Abhandlungen nicht. Doch woher kommt die Skepsis? Handelt es sich dabei um anerzogene Rollenbilder? Vielleicht. Immerhin war es schon im Mittelalter Gang und Gäbe seine noch junge Tochter einem älteren Herrn anzubieten. Ein schönes Beispiel hierfür ist Mathilde von England, die 1167 im zarten Alter von etwa elf Jahren mit Heinrich dem Löwen vermählt wurde, der immerhin 38 Lenze zählte. Warum wurden so junge Küken an Männer mittleren Alters verschachert? Die Herrschaften mussten sich eben der damaligen Weltordnung beugen. Dazu gehörte politisches Kalkül ebenso wie das Patriarchat. Frauen galten damals immerhin noch als unselbstständig, wehrlos und schutzbedürftig. Die Partnerbörse eDarling weist zudem darauf hin, dass junge Frauen damals eher als Statussymbol betrachtet wurden. Glücklicherweise kam die Emanzipation dazwischen.

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Altersunterschied aus biologischer Sicht

Doch woher kommt diese Sitte? Ist sie vielleicht sogar biologisch verankert? Betrachten wir das Ganze unter dem Gesichtspunkt der Zeugungsfähigkeit. Während bei Frauen im Zuge der Wechseljahre der Eisprung einfach irgendwann eingestellt wird, können Männer (zumindest theoretisch) bis ins hohe Alter für viele kleine Nachkommen sorgen. Aber ist die Konstellation „jüngere Frau – älterer Mann“ aus biologischer Sicht wirklich ertragreich? Eine Studie der Universität Wien bestätigt diese These. Die Forscher Susanne Huber und Martin Fieder durchforsteten eine schwedische Datenbank, in welcher über 11.000 Männer wie auch Frauen der Geburtsjahrgänge zwischen 1945 bis 1955 verzeichnet sind. Ergebnis: Zusammenlebende Paare mit einem konventionellen Altersunterschied von 4 bis 6 Jahren brachten tatsächlich die meisten Kinder zur Welt. Doch damit nicht genug: Nach einer Trennung suchten sich die Männer meist eine noch jüngere Frau, während die Damen sich einen Mann suchten, der zwar jünger als der Ex, aber trotzdem immer noch älter als sie selbst war. Soviel zum Durchschnitt, den gesellschaftlichen Konventionen und der Biologie. Welche konkreten Konstellationen und Typen gibt es in puncto Altersunterschied?

Altersunterschied – Von Formen und Typen

Von außen werden uns immer wieder Rollenbilder aufgedrückt – auch und ganz besonders in Sachen Altersunterschied. An vorderster Front findet sich da die besagte Klatschpresse, die ich im Wartezimmer gerade klammheimlich, aber genüsslich zelebriere. Den sogenannten “Celebrity Gossip” als Spiegel der Gesellschaft auszulegen, wäre unfair und ein Zerrbild. Trotzdem werden solche Klatschgeschichten in die Welt hinausgetragen, entwickeln bald ein dynamisches Eigenleben und reproduzieren sich so ständig neu. Krankheitserreger machen es nicht anders. Aber welche medialen Auswüchse des Altersunterschiedes kennen wir? Welche Trends, Typen und Strukturen gibt es?

Typ 1: Jüngere Frau + älterer Mann

Machen wir den Anfang mit der gängigsten Konstellation: einer jüngere Frau und einem älteren Mann. Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes entsprachen 2012 knapp drei Viertel der deutschen Partnerschaften (73 Prozent) dem gängigen Rollenbild und lebten in einer Beziehung, in welcher der Mann ein paar Jahre älter war als die Frau. Die Konstellation entspricht der Konvention und dem Leitbild.

Fällt der Altersunterschied größer aus, als es der gemeine Leser von Klatschblättern gewohnt ist, spricht man im Falle des glücklichen Knackers von einem Sugardaddy. Gemeint sind damit weitaus ältere, meist vermögende Männer, die ihre jungen, meist attraktiven Partnerinnen aushalten. Die jungen Dinger bringen Schwung, Jugend und in vielen Fällen auch Sex ins betagte Leben der zahnlosen Salonlöwen. Im Ausgleich dazu wird den Sugarbabes oder auch Trophy Wifes finanzielle Sicherheit, Luxus und ein protziges Jetset-Leben geboten. Sugardaddys wie Hugh Hefner, Silvio Berlusconi, Donald Trump, J. Howard Marshal II. (seines Zeichens Exmann der 63 Jahre jüngeren, bereits verstorbenen Anna Nicole Smith), Boris Becker und Opi-Opernball-Lugner zeigen mit ihren Trophäen namens „Mausi“, „Hasi“, „Katzi“ oder „Spatzi“, wie es geht. In bunten Illustrierten werden die Sugarbabes gerne als hirnlose Schlampen dargestellt. Scheiß auf die Emanzipation. Feministische Sufragetten werden einfach so lange mit Klatschblättern beworfen und mit Schampus übergossen, bis sie still sind. Willkommen in der aufgeklärten Welt. Dabei ist dieses Konstrukt im Rahmen einer – nennen wir es mal ausgebufften Bildungsmaßnahme entstanden.

Irgendwann kamen einige spitzfindige, amerikanische Studentinnen auf die Idee, sich den kostspieligen Lebensstil von millionenschweren Senioren subventionieren zu lassen und brachten damit eine wahre Sugar-Dating-Welle ins Rollen. Mittlerweile gibt es in Deutschland eine Vielzahl an Internetplattformen, dank derer sich betagte Millionäre mit heißen Hüpfern verabreden können – allen voran die Seiten mysugardaddy.eu, arrangement-partner.com, sugardaters.de, richmeetsbeautiful.com, sugardaddy-gesucht.de und der amerikanische Vorläufer seekingarrangement.com. Studenten-Sponsoring mal anders. Aber ist das ganze auch moralisch und gesellschaftlich vertretbar? Einer Studie des Meinungsforschungsunternehmens Gallup zufolge findet es jeder fünfte dänische Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren völlig in Ordnung, Sex gegen kleine Geschenke auszutauschen.

Das Phänomen Sugar-Dating ist nicht nur auf Amerika oder Europa beschränkt. Anfang der 1990er wurde Japan im Sturm von einem Trend erobert, der dem Sugar-Dating ganz ähnlich ist, allerdings an den Grenzen der Legalität und Prostitution kratzt. Bei den sogenannten Enjokōsai handelt es sich meist um Oberschülerinnen, die sich gelegentlich mit wohlhabenden Männern treffen, um ihren Körper gegen materielle Güter oder Geld einzutauschen. Allerdings kommt es nicht selten vor, dass die „Aushilfsbegleitungen“ noch minderjährig sind. Dass die Monsterwelle Sugar-Dating von Bildungseinrichtungen aus das ganze Land überrollt, ist also ein globales Phänomen. Doch was ist Bildung wert, wenn damit alles zunichte gemacht wird, wofür weltweit zahlreiche Feministinnen, Aufklärer und Menschenrechtsbewegungen jahrhundertelang gekämpft haben?

Das Surfen per Smartphone fördert nur Grütze zutage. Bei der Frage nach Beweggründen für ein Sugarbabe-Dasein lande ich nur auf Seiten, die vom Grundtenor her auch aus einem Hausfrauen-Lehrbuch der 50er Jahre hätten stammen können. Einige Ratgeber-Artikel stellen das Millionär-Angeln als die ultimativ erstrebenswerteste Lebensaufgabe der Frau von heute dar. Hier ein schönes Beispiel, in dem mir nahegelegt wird, mich als eine perfekte, kultivierte, vorzeigbare und attraktive Dummbratze zu verkaufen. Wenn ich Tipps lesen muss wie „Viele reiche Männer legen viel Wert auf gutes Essen. Verzaubern Sie ihn mit fantastischen Gerichten.“, „Haben Sie auch nur ein paar Gramm zuviel auf den Rippen, dann trainieren Sie sich einen tollen, wohl geformten Körper.“ oder „Sie sollten sich selbst weiterbilden in den Themen, die die Wohlhabenden auch interessieren – denn die meisten sind auch sehr gebildet.“, dann könnte ich kotzen. Ich bin stinkesauer und versucht, aus dem Wartezimmer heraus mittels Facebook, Twitter und Co eine Revolte gegen gängige Rollenbilder, TV-Formate wie „Catch the millionaire“ oder Bravo-Artikel mit Ratschlägen wie „Guck Jungs immer leicht von unten an.“ zu starten.

Bei all dem geifernden Groll und der meditativen Versenkung ins Hasstiraden-Gemurmel (der Junge neben mir guckt schon verstört), darf ich einen Aspekt nicht vergessen: Die Konstellation „jüngere Frau + älterer Mann“ besteht längst nicht nur aus Sugardaddys, Sugarbabes, Enjokōsai-Mädchen oder Mathilde von England. Viele junge Frauen sind mit weitaus älteren Männern zusammen, weil sie sich schlichtweg ineinander verliebt haben. Solche Paare sollten nicht zu Unrecht mit in den großen Höllenkessel geworfen werden. Wo die Liebe hinfällt, kann sie nur Gutes hervorbringen – außer bei Lothar Matthäus und seinen diversen Exfreundinnen. Diese Verbindungen konnten lediglich Trash-TV und Rosenkriege via BILD-Zeitung hervorbringen.

Typ 2: Ältere Frau + jüngerer Mann

Kommen wir nun zu einer Konstellation, die weitaus unüblicher ist, als die bisher beschriebene. Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zufolge waren 2012 gerade einmal in 17 Prozent aller Beziehungen die Frauen älter als ihre Partner. 17 Prozent sind nur ein kleines Stück der großen Torte. Diese Spielart ist also wenig verbreitet. Trotzdem sollte diese Konstellation längst als gängig und normal betrachtet werden. Oder gilt die Beziehung von einer älteren Frau zu einem jüngeren Mann immer noch als Tabubruch? Befragen wir wieder unsere Klatschblätter. Wer suchet, der findet: Happy Birthday! Madonna ist 60 Jahre alt geworden. Ihr 31 Jahre jüngerer Ex-Freund Brahim Zaibat, von dem sie sich vor kurzem getrennt hat, wurde auf der Geburtstagsparty aber nicht gesichtet. Was gibt es sonst noch? Bilder vom roten Teppich: Modedesignerin Vivienne Westwood ist neben ihrem Gatten Andreas Kronthaler zu sehen – die beiden trennen 25 Jahre Altersunterschied. Und wieder werden den Promis ein paar fancy Namen aufgedrückt. Wer sich mit einem jüngeren Toy-Boy schmückt, wird von den Boulevardblättern schnell als Cougar (deutsch: Puma) oder Sugarmommy betitelt.

Sugarmommys unterscheiden sich im Wesentlichen nicht viel von den Sugardaddys. Allerdings scheint der Begriff des Sugardaddys im Vergleich etwas negativer gemeint zu sein, bedeutet er einigen Illustrierten nach zu urteilen doch so viel wie “greiser Lustmolch”. Suggardaddys schwimmen meist im Geld, wohingegen Sugarmommys nicht automatisch direkt mit Luxus in Verbindung gebracht werden. Eine Cougar hingegen verhält sich ganz ihrem Panther-Naturell entsprechend: Die erfahrene, unberechenbare, silbrig-schimmernde Jägerin scheint immer auf der Jagd nach Beute zu sein. Wir kennen solche Damen vor allem aus Serien (“Cougar Town”, “Denver Clan”, “How I Met Your Mother” und “Sex and the City”), Filmen (“Die Reifeprüfung”, “Hauptsache verliebt” und “Toy Boy” mit Ashton Cutcher) oder eben aus der Klatschpresse. Hier sind sind Frauen wie Madonna, Demi Moore, Kim Cattrall, Brigitte Nielsen, Courteney Cox, Simone Thomalla oder Pop-Ikone Nena ganz vorne in der Berichterstattung.

Toy-Boys werden wie die Sugarbabes auch auf ihr Sexappeal reduziert. Dabei scheinen Hollywood-Cougars nach Auffassungen vieler Promi-Magazine vor allem junge, sexy Background-Tänzer auf dem Speisezettel zu haben. Der Begriff Toy-Boy ist meist Programm und entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Methode zur Instrumentalisierung – nicht unbedingt vorrangig für die Promi-Damen, sondern für die Online-Tratschtanten. Und so werden sämtliche Toy-Boys zum Spielzeug für Promi-Experten degradiert, die noch den richtigen Aufhänger für ihr fundiertes Palaver brauchen. Pfui, wie gemein. Ein Glück sieht mich hier keiner beim Klatschblätter-Lesen.

Auch den Cougar-Damen und Toy-Boy-Anwärtern wird die Suche nach dem richtigen Partner durch ein Online-Angebot erleichtert. Hier tun sich vor allem Seiten wie cougarlive.com, worldofcougar.com oder zuckerjungs.de hervor. Das deutsche Angebot kann längst nicht mit der Vielzahl an Sugardaddy-Seiten mithalten. Vielleicht liegt es daran, dass sich bekennende Cougar-Frauen hierzulande immer noch eine Randerscheinung sind.

Kommen wir von den erfahrenen Panther-Damen weg zu den unschönen Aspekten der Konstellation „Ältere Frau + jüngerer Mann“ und wagen wir einen kleinen Ausflug in die Porno-Industrie. Im Unterschied zur Cougar-Jägerin, die genau weiß, was sie will, wird die sogenannte MILF (deutsch: Mom I´d Like to F***) auf den bloßen Geilheits-Faktor degradiert. Ursprünglich aus Porno-Titeln entlehnt, fand der Begriff durch die Teenie-Komödie „American Pie“ und eine dauerwuschige Pantherin namens „Stiflers Mom“ Eingang in den internationalen Sprachgebrauch. Eine MILF und eine Cougar zusammen in einen Sack zu stecken, käme Rufmord gleich – wird eine MILF doch zumeist mit einem willigen, naiven Porno-Muttchen gleichgesetzt. Vielleicht sollte ich es dabei belassen. Der Junge neben mir schielt schon ungläubig auf mein Smartphone, während ich die Google-Ergebnisse für „MILF“ durchgehe.

Sex ist nicht alles

Gehen wir mal weg vom Schmuddelkram. Das allmächtige Google-Gedächtnis und der Junge neben mir müssen mich längst für eine nymphomanische, brünstige Patientin halten, die sich nicht mal in einem Wartezimmer zusammenreißen kann. Die beiden oben genannten Konstellationen sind ernstzunehmende Beziehungen, die über bloßen Sex hinausgehen. Tatsache ist allerdings, dass es im Deutschen kaum politisch korrekte Begriffe gibt, die solche Bezeichnungen wie Sugardaddy, Cougar oder MILF ersetzen könnten. An solchen Betitelungen fände sicher auch die Klatschpresse keinen Gefallen. Vielleicht sollten wir unser fossiles Schubladen-Denken auf der Lappalien-Deponie begraben. Vielleicht braucht es für ältere Frauen und ihre Youngster oder für betagte Herren und junge Miezen gar keine Zuschreibungen. Vielleicht sind die Herrschaften einfach glücklich mit ihrer Konstellation und haben sich gefunden, ohne es vorher geplant zu haben. Vielleicht ist dieser Umstand nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar die Norm. Gleichaltrige Paare finden sich meist auch nicht planmäßig. Warum sollten wir also weiterhin mit Begriffen wie Toy-Boys und Sugarbabes um uns werfen, wenn es im Endeffekt doch nur darum geht, den richtigen Partner zu finden?

Altersunterschied – Bürde oder Bereicherung?

Kommen wir zu den wirklich wichtigen Fragen: Wie wirkt sich ein großer Altersunterschied auf eine Beziehung aus? Gibt es Unterschiede zu anderen Lebensgemeinschaften? Sind Probleme vorgezeichnet oder halten solche Partnerschaften genauso lang wie alle anderen? Schlagen wir Google und dem Jungen neben uns ein Schnippchen und werden wir wieder etwas seriöser.

Wie wirkt sich der Altersunterschied auf die Beziehung aus?

Hier kommt es ganz auf die jeweiligen Partner und die Zusammensetzung an – wie sonst auch. Eine Faustregel gibt es nicht. Viele Psychologen weisen allerdings darauf hin, dass man trotz fortgeschrittenen Alters immer ein Kind seiner Zeit bleiben wird. Jeder kennt das. Man sitzt gemütlich mit Kumpels zusammen, hat sich gerade das dritte Bier aus dem Kühlschrank geholt und fängt an, nostalgisch zu werden. Solche emotionalen Rückblick-Runden werden meist durch Sätze eingeleitet wie „Wisst ihr noch damals…?“ oder „Die Kinder heutzutage wissen gar nicht mehr, was das ist“. In meinem Fall wird gerne an Kassetten-Bandsalat, gelbe Telefonzellen, Maxi-Singles, die Foto-Filmentwicklung und die AOL-Ampel erinnert: „Wisst ihr noch damals, als man sich gefühlte Ewigkeiten ins Internet einwählen musste und tatenlos auf die Grünphase der AOL-Ampel warten musste, während man Quietsch- und Knattergeräuschen aus der Hölle lauschte?“ Schön wars. Zwar sind die Erinnerungen zweifelsohne romantisiert und verklärt, aber dennoch schön. Ich bin kein Einzelfall: Heute sind Trashpop-Partys mit der schlimmsten Vengaboys-Blümchen-Haddaway-Musik der heißeste Scheiß. Und auf Youtube werden in einem Anflug von klebrig-süßer Rührseligkeit alte Werbespots angeschaut – freiwillig! Es lebe der Zeitgeist. Die Historie lässt sich nicht abstreifen, weil sie Teil von uns ist. Wir definieren uns über die Vergangenheit und erkennen uns in gleichaltrigen Leidensgenossen wieder. In einer Partnerschaft, wo der Altersunterschied bei 20 Jahren oder mehr liegt, entfällt dieser Aspekt. Bei einem gemeinsamen Bummel über den Flohmarkt weiß das junge Gemüse womöglich nichts mit einem Gameboy, einem ALF-Kuscheltier oder einem Tamagotchi anzufangen und zweifelt womöglich an unserem geistigen Zustand, wenn wir hüpfend vor Freude mit dem Verkäufer handeln: „Ich gebe ihnen alles, was ich habe!“ Starke Beziehungen können solche zeitgenössischen Differenzen aber locker überbrücken.

Schwieriger wird es bei altersbedingten Bedürfnissen und bei unterschiedlichen Lebensentwürfen. Ein 56-jähriger Mann wird konditionell wohl kaum mit einer feierwütigen, impulsiven und sprunghaften Achtzehnjährigen mithalten können. Andersherum findet sich eine 45-jährige Frau vielleicht unfreiwillig in der Rolle einer mäkelnde Mutter wieder, wenn ihr 23-jähriger Freund lieber vor der Playstation herumgammelt, anstatt seinen häuslichen Pflichten nachzukommen. Spätestens bei der Kinderplanung könnten Konflikte entstehen – zumindest, wenn sich beide Parteien nicht vorher abgestimmt haben. Aber sein wir mal ehrlich: Wer weiß jetzt schon, wie wir in 15 Jahren ticken? Die Zukunft bleibt eben Zukunftsmusik.

Wie lange halten Beziehungen mit einem großen Altersunterschied?

Wer hätte es gedacht? Auch hier kommt es ganz auf die Paare, die einzelnen Partner, die Konstellation und den konkreten Altersunterschied an. Manche Gespanne mit einem Altersunterschied von 10 Jahren können die Hürden nicht überwinden und trennen sich bereits nach kurzer Zeit. Andere Paare wie Johannes Heesters und Simone Rethel waren trotz eines Altersunterschiedes von 46 Jahren die letzten 19 Jahre bis zum Tod des Schauspielers glücklich miteinander verheiratet. Wir müssen also wieder Statistiken bemühen. Einer amerikanischen Studie der beiden Universitäten von Michigan und Atlanta zufolge halten Beziehungen zwischen gleichaltrigen Partnern weitaus länger, als Beziehungen von Paaren mit einem großen Altersunterschied. Die Trennungsquoten stiegen bei einem Altersunterschied von bereits 5 Jahren auf immerhin 18 Prozent an. Ein Altersunterschied von 20 Jahren bedeutete schon eine Trennungswahrscheinlichkeit von rund 95 Prozent. Aber die Studie deckte auch Positives auf: Je länger ein Paar mit einem großen Altersunterschied bereits zusammen war, desto eher sank die Scheidungsquote. Schon zwei glückliche Beziehungsjahre reichten aus, um die Möglichkeit einer Trennung um rund 43 Prozent zu reduzieren. Alles ist relativ.

Wie sieht es mit der Lebenserwartung von Paaren aus, die in einer Beziehung mit einem großen Altersabstand leben? Immerhin könnte man theoretisch davon ausgehen, dass das Zusammenleben mit einem Jungspund einiges an Nerven kostet, viele graue Haare bedeutet und einen schneller altern lässt. Was sagen die Statistiken? Es gibt gute Nachrichten und schlechte Nachrichten. Fangen wir mit den guten an: In Partnerschaften mit der Konstellation „älterer Mann + jüngere Frau“ können die Herren eine längere Lebenserwartung verbuchen. Eine Studie des Max-Planck-Instituts in Rostock konnte belegen, dass bei Männern, die zwischen 7 und 9 Jahren älter sind als ihre Frauen, das Sterberisiko um durchschnittlich 11 Prozent sank. Die Sugardaddys haben damit eine höhere Lebenserwartung als Männer, die mit gleichaltrigen Frauen zusammen sind. Junge Mädels können also tatsächlich als Jungbrunnen bezeichnet werden. Schlechte Nachrichten hingegen für die Panther-Damen unter euch: Die Studie belegt, dass für Frauen, deren Partner zwischen 7 und 9 Jahren jünger ist als sie selbst, das Sterberisiko um bis zu 20 Prozent ansteigt – für Toy-Boys stieg das Sterberisiko in solchen Beziehungen ebenfalls. Bei gleichaltrigen Konstellationen lebten die Damen hingegen eindeutig länger. Aber wie lässt sich das erklären? Einige Experten gehen davon aus, dass ältere Frauen und jüngere Partner mit mehr Druck von außen und sozialer Ausgrenzung zu kämpfen haben. Psychische Belastung wirkt sich über kurz oder lang eben auf die körperliche Verfassung aus.

Was lernen wir daraus? Wir sollten Sugardaddys und Panther in Ruhe lassen. Das verlängert nachweislich ihr Leben. Denkt daran: jeder Fingerzeig auf eine ältere Frau und jede Betitelung als „Cougar“ könnte bei Madonna psychischen Druck erzeugen und sie sterben lassen. Willst du für den Tod der „Queen of Pop“ verantwortlich sein? Dacht ich´s mir doch.

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