Es begann ganz harmlos. Ich schmiss den Rechner an. Ich öffnete Google und schaute, was die Leute rund ums Thema Partnersuche interessiert. Eine Stunde später fand ich mich kauernd unter der Bettdecke. Ich habe mir geschworen, erst nach der Apokalypse wieder hervorzukriechen. Oder wenn der Burger-Lieferant endlich klingelt. Menschen suchen nach ganz furchtbaren Dingen. Einige zumindest. Eher viele. Männer wie Frauen. Und die Sadomaso-Sparte lass ich hier mal ganz außen vor.
„Weg mit der alten, her mit der neuen“
Viele Männer wollen ihre Frau loswerden. Nein, nicht mit Hackebeil wie Serienmörder Dexter, die stellen sich cleverer an: Sie versuchen die Frau hinterlistig in die Arme einer (oder eines) Anderen zu treiben. Sie suchen bei Google „eine Frau für meine Frau“ oder informieren sich „wie meine Frau fremdgeht“.
Waren sie damit erfolgreich, wird tief in die Tasche gegriffen: Wenn die alte Frau nicht mehr richtig funktioniert, kauft man sich einfach eine neue. Macht man ja mit verkrüppelten Pflanzen auch so. Eine neue Pflanze kauft man beim Floristen, doch wo kauft man die neue Frau? Auf dem Wochenmarkt? Ebay-Kleinanzeigen? Nein, im Katalog natürlich. Nachdem die neue Partnerin vergeblich im Otto- oder Orion-Katalog gesucht wurde, fragt der Neu-Single nun die erfolgreichste Suchmaschine der Welt: Wo finde ich eigentlich „Frauen aus dem Katalog“, bestenfalls „Traumfrauen aus Osteuropa“? Speziell wollen einige „russische Frauen kaufen“. Als könne man sie wie Frischfleisch beim Metzger bestellen. 60kg russische Frau bitte. Schön mager und ohne Fett. Und bitte nicht gehackt.
Wer jetzt denkt: „Typisch! Männer….“ liegt falsch. Die Damen mit Internetzugang tuen diesen egozentrischen Liebes-Vollpfosten keinen Abbruch. Die würden nämlich gerne in dasselbe Portemonnaie greifen, aus dem gerade noch die vollbusige, blonde russische Frau aus dem Katalog bestellt wurde. In Größe M. Mit 14 Tagen Rückgaberecht.
Gefühle haben auch bei diesen Frauen in etwa die gleiche Bedeutung wie Bücher für Neandertaler. Keine. Viel wichtiger ist denen ein „Mann mit Geld“. Dass das Alter nicht unbedingt mit Geld zu tun hat, hat die „junge Frau, die einen alten Mann sucht“ wohl nicht erkannt. Oder sie hat zu viele George Clooney-Filme gesehen und ein falsches Bild von alten Männern.
Da sind Menschen, die sich über „Paarung Mensch“ informieren noch die harmlosere Spezies. Es darf aber hochgradig bezweifelt werden, dass die Umsetzung dieses biologischen Phänomens Fortpflanzung erfolgreich sein wird.
Das suchen Menschen bei Google
2. „How to hide a body“ (Wie werde ich eine Leiche los?)
3. „Is Lady Gaga a man“ (Ist Lady Gaga ein Mann?)
4. „Mann will gestillt werden“
5. „Frauen aus dem Katalog“
6. „Russische Frauen kaufen“
7. „Mann will eigene Brüste“
8. „G-Punkt Handbuch“
9. „Mann zum Foltern“
10 „Suche junge Frau, die alten Mann sucht“
11. „Paarung Mensch“
12. „Suche Mann zum Befruchten“
Über das „Fremdg“
Die Deutschen haben Angst betrogen zu werden. Sowohl Mann als auch Frau. Beide fragen sich in einem schwachen Moment „betrügt er mich?“ oder „betrügt sie mich?“. Und dann ist da noch die Frage nach dem „Warum betrügt er/sie mich?“.
Die Vermutungen sind sicher nicht ganz unberechtigt, denn viele Tausende gehen offensichtlich wirklich fremd und suchen bei Google Rat „fremdgegangen was tun?“ oder „richtig fremdgehen“.
Manch anderer hat sich schon bei der Google-Suche blöd angestellt. Da ist man noch nicht mal fremdgegangen und wurde schon beim Tippen erwischt, sodass man nicht mal zu Ende schreiben konnte: „Fremdg“ – Mist, jemand reingekommen. Da braucht man sich eigentlich keine Ausrede mehr einfallen lassen. Was soll man schon gesucht haben? Fremdgenutzte Immobile als Geldanlage? Fremdgase in Kläranlagen? Fremdgang Polka?
Selbst nach langem Nachdenken fällt einem keine plausible Ausrede ein.
Googlende Mörder unter uns
Viel verstörender sind die Erkenntnisse über unsere blutrünstige Gesellschaft. Google hat nämlich Tipps zur Frage „How to hide a body“ (Wie verstecke ich eine Leiche?), was in den USA gleich tausendmal im Monat gesucht wird (das sind zwölftausend Morde im Jahr). Natürlich machen sich Menschen Gedanken über eine Entsorgung und geben „hilfreiche“ Tipps: „Cast it in bronze and place it in your yard as artwork.” (Wirf sie in Bronze und stelle sie als Statue in deinen Garten.), “Feed it to the pigs.” (Verfüttere sie an die Schweine.), “1 Go to cemetery. (Geh auf den Friedhof.) 2 Dump body in an open grave. (Wirf die Leiche in ein offenes Grab.) 3 Funeral next morning places coffin ontop. (Bei der Beerdigung am nächsten Tag wird ein Sarg daraufgelegt.) 4 Hope the police don’t watch Dexter.” (Hoffe, die Polizei hat die Serie „Dexter“ nicht gesehen.)
Mindestens genauso beunruhigend sind Menschen, denen Lady Gaga scheinbar nicht aus dem Kopf geht. Und ihr Penis. Vielleicht vermeintlicher Penis. „Is Lady Gaga a Man“ (Ist Lady Gaga ein Mann?) wird über achtzehntausendmal gefragt. Über 135.000 User wollen „Lady Gaga naked“(Lady Gaga nackt) sehen, um sich zu vergewissern. Wenn das mal alles ist…
Wenn wir schon bei hässlichen Dingen sind: Nehmt euch in Acht, Männer! Denn die kleine zierliche Brünette, die euch in der Bahn anlächelt, könnte eine der Frauen sein, die nach einem „Mann zum Schlachten“, „Mann zum Foltern“ oder einfach einen „Mann zum Benutzen“ (in welcher Form auch immer) suchen. Letzteres ist für einige Männer vielleicht nicht gänzlich unattraktiv.
Genau das wollen die emanzipierten Google-Frauen: euch benutzen! Sonst nichts. Die brauchen nämlich nur einen „Mann zum Befruchten“. Ja, die interessieren sich ausschließlich für die Frucht eurer Lenden.
Was ist da schiefgelaufen? Sind sie vorher an die falschen Männer geraten? Vielleicht an diejenigen, die nach dem „G-Punkt Handbuch“ suchen, als sei die weibliche Vagina eine Fernbedienung, die man nur noch richtig programmieren müsse? Ein Routenplaner wäre hier vielleicht sinnvoller. Tipp: Die schnellste Strecke ist hier nicht die beste.
Rechtschreibfehler-Highlights
2. Erotyk onlinezex machen
3. Won night stand
4. One nicht stand
5. Seitensprunk
6. Fögeln
7. Männlicher orgassmus
8. Chetten
Noch gruseliger sind die brustfixierten Männer. Sie wollen nicht nur gucken, sie wollen saugen. Nicht im positiven Sinne: sie wollen tatsächlich von einer Frau gestillt werden „Mann will von Frau gestillt werden“. Da kann sich die Dame, die sich mit dem Problem „Mann will eigene Brüste“ an die Suchmaschine wenden muss, ja noch glücklich schätzen.
Google ist weder dein Gewissen, noch weiß die Suchmaschine, ob dein Partner wirklich fremdgeht, im Stehen pinkelt oder gerade in der Nase popelt – sonst hätte Google längst eine Sinnkrise. Wenn es dich interessiert, wie es wäre, wenn Google ein Mensch wäre, schau dir dieses Video an: