Partnersuche online: Spezies Mensch weiß sich zu helfen
Wir Menschen sind schon eine komische Spezies. Mit Lust und Liebe latschen wir durchs Leben. Immer inbrünstig auf der Suche nach dem einen richtigen Partner oder dem fehlenden Seelenverwandten. Platon hat uns den Floh ins Ohr gesetzt: Irgendwann wurden wir als drollige, vierbeinige Kugelmenschen auf die Welt geschickt. Zur Strafe für unsere Aufmüpfigkeit schnitt uns kein geringerer als Zeus persönlich in zwei Hälften. Autsch. Seitdem sind wir auf der Suche nach unserem fehlenden Stück. Schöne Geschichte, die bis heute in unseren Köpfen spukt. Aber schon mal drüber nachgedacht? Sobald sich einer den Falschen angelt, geht die Rechnung nicht mehr auf.
Aber nicht nur unsere störrische Suche nach dem großen Liebesglück macht uns zu Sonderlingen. Wir Menschen sind obendrein unglaublich sprunghaft. Ich kann mir schon denken, wie Außerirdische über uns denken:
„Diese seltsamen Erdlinge. Mal Hü mal Hott. Ewig auf der Suche nach dem richtigen Partner und kaum haben sie ihn gefunden, machen sie sich das Leben schwer und hinterfragen ihr Glück. Dabei gehen sie immer gleich vor: Vernarrt, verliebt, verhasst, kurz verschnaufen und danach wieder von vorne. Ewig weiter, bis sie ins Grab plumpsen. Erst lieben, dann hassen. Erst lachen, dann weinen. Bipolare Störung nennt man das. Und für die kleinen nackten Äffchen ist das der alltägliche Wahnsinn.“
Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Das kann man einem Außenstehenden nur schwer erklären. Die Singlebörse LoveScout24 (ehemals Friendscout24) gibt in seinen „25 kuriosen Sex-Fakten“ an, dass Paare, die sich über eine Minute lang in die Augen schauen, danach höchstwahrscheinlich entweder streiten oder Sex haben werden. Woher dieser triebhafte Wankelmut und die dickköpfige Suche? Warum hat der Mensch solche Dinge wie Online-Dating, Singlebörsen oder Casual Dating erfunden? Worum handelt es sich dabei? Und wie erklärt man diese Phänomene einem Alien?
Eine kleine Begriffskunde
Online-Dating, Singlebörsen, Casual-Dating und Co. sind dem Internet zu verdanken. Aber was bedeuten die ganzen „neumodischen“ Begriffe überhaupt? Und was ist der Unterschied zwischen Singlebörse, Partnerbörse und Casual-Dating (kurz: C-Date)? Zerlegen wir die verschiedenen Kategorien in ihre Einzelteile und starten wir mit der Wurzel allen Grübelns: dem Dating.
Dating: Heute und damals
Während mit einem Date eine Verabredung oder ein Treffen gemeint ist, handelt es sich bei dem Anglizismus Dating um nichts anderes als die Tätigkeit an sich. Fragen wir den Duden. Hier wird Dating definiert als „das Sichverabreden“. Das Standardwörterbuch hat auch gleich schon eine Wertung parat. Mit Dating ist nicht nur das Sichtreffen gemeint, sondern im speziellen die Verabredung „mit möglichst vielen wechselnden Partnern“. Heißt das jetzt, dass alle Freunde des gepflegten Datings automatisch notorische Casanovas oder Schlampen sind? Falsch. Dates sind die Rendezvous von gestern.
Menschen verabreden sich heute wie damals zur ersten Verabredung – vielleicht auch zu mehreren ersten Verabredungen. Wie soll man sonst den Partner fürs Leben finden? Wenn in den Medien propagiert wird, dass Dating längst in der heutigen Zeit angekommen ist, muss ich einfach mit der Besserwisser-Fahne wedelnd auf die Barrikaden steigen. Dieses „Phänomen“ ist nicht im Heute angekommen, weil es schon immer da war. Die Bezeichnungen haben sich im Lauf der Zeit verändert, das ist alles.
Vielleicht werden heute ein paar mehr Dates verabredet als früher. Das liegt zum Teil sicher daran, dass sich die Ansprüche an den Traumpartner geändert haben. Darüber hinaus ist die Verkehrsdichte an willigen Singles heutzutage weitaus größer. Mehr Erdenbürger bedeuten automatisch mehr Alleinstehende, sie sich erst einmal finden müssen. (Achtung: Staugefahr.) Kein Wunder also, dass zur Partnersuche jedes Mittel recht ist – auch das Internet.
Tipp: Wer für die Partnersuche schon längst auf das Internet, mobile Versionen und Apps setzt, aber noch nicht weiß, wo er sich anmelden soll, der sollte einen Blick in den Artikel “Dating-Apps im Vergleich” werfen:
Online-Dating: Menschen melken Maschinen
In ihrer Diplomarbeit „Online-Dating in den USA und Deutschland“ definiert die Linguistin Christina Thieme den Begriff Online-Dating als „das Knüpfen von Bekanntschaften via Internet mit dem Ziel des Aufbaus einer realen Beziehung“. Kurzgesagt: Beim Online-Dating suchen Singles im Netz nach der großen Liebe.
Aber ab wann nahm das Ganze seinen Anfang? Der Frankfurter Soziologe Kai Dröge nimmt an, dass die Übergänge von bloßem Informationsaustausch bis hin zum Knüpfen privater Beziehungen fließend waren. In einem wissenschaftlichen Beitrag zum Thema Online-Dating beschreibt er, wie „die Schwarzen Bretter des Usenets, die E-Mail-Kommunikation und vor allem virtuelle Chaträume“ schon von Anfang an als „private Kontaktbörsen“ genutzt wurden. Nicht nur für das Finden von Freizeitpartnern, sondern gezielt auch für die Suche nach Liebschaften.
Die seelenlose digitale Technik wird also für die Befriedigung hochemotionaler Bedürfnisse eingesetzt. Sowas bringt nur der Mensch zustande. „Faszinierend“, würde Spock jetzt sagen. Aber warum nicht nutzen, was man hat? Ist im Sinne des Vulkaniers ja nur logisch.
Partnervermittlung: Passt!
Kommen wir zu den unterschiedlichen Plattformen. Bei unserer praktischen Filterfunktion in der Testbericht-Übersicht können die Elemente Partnervermittlung, Singlebörse und Casual Dating ausgewählt werden. Der große Bereich des Online-Datings gliedert sich im Kern in diese drei Bereiche. Doch was ist mit diesen Begriffen nun eigentlich genau gemeint?
Bei einer Partnervermittlung wird (Überraschung) vorrangig nach einer dauerhaften Partnerschaft gesucht. Da muss die Chemie natürlich stimmen und im Vorhinein geklärt werden, welcher Partner nun zu wem passt. Und weil der Mensch eben emotional, aber auch unvernünftig ist und gelegentlich mal Fehler macht, lassen wir die Drähte glühen und die Maschinen für uns rechnen. Dafür muss unser Charakter natürlich zuvor analysiert und in viele kleine Nullen und Einsen zerlegt werden. Das geschieht mit Hilfe von sogenannten Persönlichkeitstests.
Bevor wir auf den wilden Single-Mob losgelassen werden, dürfen wir der jeweiligen Partnervermittlung Fragen beantworten. Ehrlich währt dabei am längsten, denn falsche Angaben spucken falsche Partner aus. Dann kommen die verschiedensten Logarythmen und ausgeklügelte Matching-Verfahren zum Einsatz, um das passende Herzblatt für uns zu bestimmen. Direkt danach werden uns Partnervorschläge gemacht.
Den ersten Kontakt und den weiteren Gesprächsverlauf muss man immer noch selbst in Angriff nehmen. Bei der richtigen Präsentation deines Profils und der Kontaktaufnahme können allerdings viele Fehler gemacht werden. Keine Bange. Mit unserer Anleitung fürs Online-Dating kannst du Profil-Patzer und Verständigungsfettnäpfchen gekonnt umschiffen. An einer Gebrauchsanweisung für die richtige Kommunikation zwischen Menschen hätte sicher auch der Außerirdische „Predator“ Gefallen gefunden. Vielleicht wäre es dann gar nicht erst zum Dschungel-Geballer gekommen.
Singlebörse: Mach´s dir selbst
Bei der Singlebörse handelt es sich um eine Plattform für (Trommelwirbel) Singles (Wer hätte das gedacht?). Natürlich können die anderen Bereiche ebenso von Singles genutzt werden. Bei Singlebörsen wie LoveScout24.de, Neu.de oder Datingcafe.de steht allerdings das Flirten im Vordergrund. Hier kann man sich anschreiben, kennenlernen und vielleicht sogar treffen – ganz nach dem Motto: Do-It-Yourself und Mach´s dir selbst.
Hier müsst ihr selbst aktiv werden und Leute anquatschen. Im Unterschied zu den Partnervermittlungen entscheidet ihr, wer eventuell zu euch passen könnte, denn in den meisten Fällen werden hier keine Persönlichkeitsanalysen oder ausgeklügelte Matching-Verfahren angeboten. Dementsprechend werdet ihr auch niemandem als passender Treffer vorgeschlagen. Dank praktischer Such- und Filterfunktionen können die Datenbanken aber ganz gezielt nach Geschlecht, Alter oder Wohnort durchkämmt werden. Dann darf nach Lust und Laune gestöbert und in Profilen gewühlt werden. Hier ist Bauchentscheidung gefragt – eine Fähigkeit, von der ein außerirdischer Transformers-Anführer wie „Optimus Prime“ nur träumen kann.
Casual-Dating: Aus Duo wird Trio
Online-Dating ist nicht nur was für Singles. Mittlerweile tummeln sich auch viele liierte Männlein und Weiblein auf Dating-Plattformen und es gibt weitaus mehr Beziehungsarten als die klassische Zweisamkeit. Offene Beziehungen, Vielehen oder Polyamorie-Anhänger werden immer gesellschaftsfähiger. Trotzdem wollen wir die klassischen Fremdgeher natürlich nicht unter den Teppich kehren. Immerhin sind laut einer 2015 veröffentlichten Studie in Deutschland rund 45 Prozent aller verheirateten Männer und Frauen schon einmal fremdgegangen. Ein stattliches Ergebnis – und ein riesiger Markt.
Kein Wunder also, dass Seitensprung-Portale wie C-Date, Secret.de, First Affair und Co. enorme Erfolge verbuchen. Und sie kommen wie gerufen. Hier können interessierte Fremdgeher gleichgesinnte Leute kontaktieren – ganz zwanglos, unkompliziert und unverbindlich. Das Zauberwort heißt Casual Dating. Laut C-Date, dem größten deutschen Anbieter für solche Vermittlungen heißt Casual Date so viel wie „zwangloses Date“. Was damit gemeint ist, stellt die Plattform mit der folgenden Aussage unmissverständlich klar: „Bei keinem Date ist Sex derart sicher wie bei einem Casual Date.“ Interessiert, aber noch unschlüssig, was den Anbieter angeht? Hier geht’s zum Testbericht von C-Date.
Unterschiede zwischen den Plattformen
Die Besonderheiten der verschiedenen Plattformen haben wir also geklärt. Wer die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kategorien noch einmal nebeneinander gestellt haben möchte, kann einen Blick auf die folgende Auflistung werfen.

© date.de
Wer sich einen Überblick über die erfolgreichsten Anbieter in den jeweiligen Kategorien verschaffen möchte, sollte einen Blick in unsere Testberichte werfen. Hier sind sowohl Singlebörsen wie auch Partnervermittlungen und Anbieter für erotische Abenteuer vertreten. Also auf ins Getümmel.
Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Neben Singlebörsen und Partnervermittlungen im Netz nutzen die Deutschen natürlich auch andere Plattformen für die Kontaktaufnahme. Die Mehrheit tummelt sich dennoch auf gängigen Seiten wie Parship, Datingcafe, neu.de oder eDarling. Und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben: Auf eDarling toben sich immerhin über 13 Millionen Mitglieder aus.
Laut einer Bitcom-Studie hat bereits 2014 jeder achte Internetnutzer über 14 Jahren schon solche Single- und Partnerbörsen für die Suche nach seinem passenden Deckel genutzt. Das sind immerhin 12 Prozent aller User. Doch der findige Single von heute bemüht auch andere Plattformen. Etwa 3 Prozent aller Internetnutzer haben es schon via Reisebörsen extra für Singles probiert. Dating-Apps wie Tinder, Lovoo und Co. wurden von nur 2 Prozent aller User schon genutzt. An den Zahlen mag sich seit der Umfrage 2014 durchaus etwas geändert haben. Trotzdem sind Single- und Partnerbörsen auch heute noch unumstrittene Nummer 1, was die Online-Partnersuche angeht.
Schauen wir uns trotzdem die kleinen Fische im großen Anbieterteich an. Welche Möglichkeiten gibt es neben den großen Walen noch? Da wären zunächst die Sozialen Netzwerke, wie Facebook, Twitter, Pinterest oder reddit. Die Ethnologin Julia Dombrowski hat während der Recherchen für ihr Buch “Die Suche nach der Liebe im Netz” festgestellt, dass Singles für die Online-Partnersuche nicht nur Facebook nutzen, sondern auch das Karrierenetzwerk Xing. Warum? Hier kann man als Nutzer direkt die berufliche Laufbahn von amourösen Bewerbern abchecken.
Eine weitere Möglichkeit zur Partnersuche bilden die klassischen Chatrooms. Solche digitalen Plauderecken sind eine gute Möglichkeit, um Gleichgesinnte kennenzulernen. Wer sich im Chat für MMORPGs (Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiele) begegnet, kann immerhin davon ausgehen, dass der Gesprächspartner das gleiche Hobby teilt.
Möchte man Menschen mit den gleichen Passionen oder Weltanschauungen kennenlernen, lohnt sicher ein Blick in eine der zahlreichen Communities. Beim Online-Treff geht es hingegen weniger um Hobbies, sondern vielmehr um ähnliche Lebenssituationen. Während sich beim Senioren-Treff die Generation 60plus tummelt, begegnen sich auf Seiten wie dein-ort.de oder newinthecity.de Zugezogene aus ganz Deutschland.
Teilweise lassen sich interessante Leute auch in Internetforen kennenlernen. Der Schwerpunkt liegt hier aber meist auf dem Austausch zu speziellen Themen. Wer einen Partner für´s Leben sucht, darf es also ruhig mit einer seriösen Partnervermittlung versuchen – da dürften die Erfolgschancen deutlich besser sein.
Partnersuche online: Emotion vs. Technik?
Wie auch immer ihr euch entscheidet – ob nun klassisch via Single- oder Partnerbörse, ob mittels Casual-Dating wie Dating-Apps oder per Sozialen Netzwerken, Chats, Foren, Communities, Online-Treffs oder Kleinanzeigen: Das Netz kann bei der Suche nach dem richtigen Partner durchaus behilflich sein. Das sollten auch die Außerirdischen einsehen, wenn sie über unsere vielleicht unkonventionellen Methoden die Nase rümpfen. Sollte uns der kleine, grüne Yoda-Zwerg zum Gebrauch von Online-Diensten mit einem Rüffel wie “Viel zu lernen du noch hast, kleiner Mensch.” kommen, können wir im getrost die Stirn bieten.
Die Suche nach der anderen Hälfte unseres Kugelmenschen-Daseins ist nicht unsinnig, sondern menschlich – und logisch noch dazu. Wir sind so programmiert. Wir können einfach nicht ohne Emotionen – und ohne Technik mittlerweile auch nicht mehr. Also nutzen wir das Eine für das Andere.